Suchen nach der eigenen Identität
«Oh, wäre ich doch auch so schön!» – Nicht nur Jugendliche lassen sich von unrealistischen Idealen blenden. Social Media prägt immer stärker die Suche nach der eigenen Identität.
Beim Betrachten von Bildern in den sozialen Medien lassen wir uns allzu gerne vortäuschen, wie toll alle anderen doch aussehen. Diese Anmut, diese Reinheit, diese Schönheit! Wie leicht vergisst man, dass meist auch für vermeintlich lockere Schnappschüsse viel Zeit aufgewendet wird und Höchstleistungen nötig sind, um die Models ins rechte Licht zu rücken. So wird der Massstab dafür, was attraktiv ist, vornehmlich durch die sozialen Medien definiert. Denn diese sind besonders stark von Bildern geprägt.
Die vermeintliche Social-Media-Perfektion
Während Facebook noch reine Textnachrichten zulässt, verlangen gerade die unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen äusserst beliebten Dienste wie TikTok oder Instagram bei jedem Eintrag das Hochladen eines Bildes oder eines Videos. Damit sind die sozialen Medien heute mehr denn je von makellosen Abbildungen durchsetzt. Aufwendig gestylte Influencerinnen und Influencer, Fitnessmodels mit Traumfiguren, verführerisch ins Bild gesetzte Stars – nicht selten ohne ein überflüssiges Gramm Fett und mit reinster Haut. An diesen inszenierten Darstellungen orientieren sich viele junge Menschen und machen sie zu «Vor-Bildern».
Wie uns die Kraft der Bilder bei der Identitätssuche beeinflusst
Der Vergleich mit dem eigenen alltäglichen Leben fällt hingegen oft ernüchternd aus. Unsere Körper und unsere Lebensgeschichten sehen nicht so aus und hören sich nicht so an wie die betörenden Inszenierungen in den Medien. Zwischen der Social-Media-Perfektion und der eigenen Lebenswelt öffnet sich ein tiefer Graben.
Viele Menschen sind mit ihrem Erscheinungsbild unzufrieden und setzen sich unter Druck, weil sie sich vorstellen, dass nur besonders schöne Menschen ein erfolgreiches und glückliches Leben führen können. Und insbesondere Heranwachsende kann diese Kluft zwischen den Idealbildern und der komplizierten jugendlichen Realität verunsichern oder frustrieren. Junge Frauen fühlen sich plötzlich zu dick und unterwerfen sich extremen Diäten. Junge Männer möchten um jeden Preis mehr Muskeln aufbauen und schrecken auch vor der Einnahme gesundheitsschädigender Produkte nicht zurück.
Wie sich unsere Identität bildet
Für die Entwicklung einer positiven Identität spielt das Bild, das wir von uns haben, eine wichtige Rolle. Unsere Identität bestimmt die Art und Weise, wie wir die Menschen und die Welt auffassen. Sie formt unsere typischen Verhaltensmuster sowie unseren Charakter und stellt unser Lebensgefühl dar. Doch wie bildet sie sich aus? Unsere Identität wird durch zahlreiche Erfahrungen geprägt: die Familie, die Herkunft, die Kultur. Durch die Orte, an denen wir aufwachsen und leben, die Traditionen, in welche wir eingebettet sind, die Vorstellungen von Moral und Recht, welche uns vermittelt werden. Durch unseren Glauben und die Sprache, in der wir uns zu Hause fühlen, und durch die verschiedenen Gruppen, welchen wir zugehören.
Lernen sich selber zu mögen
Im Jugendalter haben die Meinungen von anderen einen besonders hohen Stellenwert. Eine Mehrheit der Jugendlichen möchte attraktiv und begehrenswert erscheinen. Jugendliche, deren Körper sich in Entwicklung befindet, schauen in der Regel genau darauf, was in ihrem Umfeld und in der Gesellschaft als schön und erstrebenswert gilt, und eifern diesen Idealbildern nach. Die Bewertung durch Mitmenschen ist für das Selbstbild aber bis ins Erwachsenenalter bedeutend. Dabei ist wichtig zu verstehen, dass gerade jene Menschen, die sich selbst mögen und die ihre Vorzüge kennen, offener und zugänglicher wirken.