Kinder spielen auf dem Basketballplatz und träumen von einer Spitzensportkarriere.

Sportkarriere als Traum: Was es braucht, um erfolgreich zu sein

Wer kennt sie nicht – sportliche Grössen wie Michael Jordan, Martina Hingis, Marco Odermatt oder die Stars der Fussballnationalmannschaft. Viele Kinder hegen den Traum, im Spitzensport erfolgreich zu sein. Dafür sind jedoch viele Faktoren von Bedeutung. Wie lässt sich dieser Traum in die Realität umsetzen?

   Kurz und einfach

Viele Kinder wollen mit dem Sport berühmt werden.
Dazu braucht es Glück und grosse Anstrengung.
Eltern können den Kindern dabei helfen.
Im Spitzensport kann man viel fürs Leben lernen.

Vielschichtige Herausforderungen

Den Traum einer Karriere im Spitzensport zu verwirklichen, ist ein äusserst komplexes Unterfangen. Neben Talent, guten genetischen Voraussetzungen und einem unbeirrbaren Willen sind auch Durchhaltevermögen, Glück und ein unterstützendes soziales Umfeld entscheidend. Die harte Realität des Spitzensports zeigt jedoch, dass nur wenige diesen Weg erfolgreich bestreiten.

Kann man trotz dieser Herausforderungen eine Karriere im Spitzensport planen? Die Antwort lautet: Ja. Natürlich gibt es trotz ambitioniertem Training keine Garantie für den Erfolg im Spitzensport. Dennoch kann man sich aus sportwissenschaftlicher Sicht durch körperliches und mentales Training eine solide Basis erschaffen. Diese legt den Grundstein für eine mögliche Karriere. Ob der Traum am Ende wahr wird, hängt dann von vielen weiteren Faktoren ab.

 

Die Bedeutung von Talent

Alles beginnt mit dem objektiv festgestellten Talent eines Kindes oder Jugendlichen. Ohne von Fachleuten nachgewiesenes Talent in einer Sportart ist es sehr unwahrscheinlich, den Traum von einer Karriere im Spitzensport verwirklichen zu können. Dabei geht es nicht darum, als Wunderkind zu gelten, sondern vielmehr darum, eine grundlegende Eignung für eine bestimmte Sportart zu erkennen. Doch Talent allein reicht bei Weitem nicht aus.

Neben guten genetischen Voraussetzungen ist der unermüdliche Wille zur harten Arbeit und zum Fleiss im Training unerlässlich. Die Aussage «Harte Arbeit schlägt Talent» ist absolut zutreffend. Dieses Durchhaltevermögen, verbunden mit Selbstreflexion und mentaler Stärke macht den Unterschied aus, ob aus einem Talent ein Meister oder eine Meisterin in einer Sportart wird. Die richtige Frage bei erfolgreichen Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern lautet daher nicht, WARUM sie erfolgreich wurden, sondern WIE sie es geschafft haben.

 

Körperliche Voraussetzungen

Neben dem Talent gibt es auch noch genetische und physische Grenzen, die je nach Sportart variieren. Es ist wichtig zu erkennen, dass bestimmte körperliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere unerlässlich sind. Wer es beispielsweise als Langläuferin an die Weltspitze bringen will, wird dies ohne eine natürlich gegebene hohe maximale Sauerstoff-Aufnahmefähigkeit nicht schaffen. Und ein Sprinter ohne einen hohen Anteil an schnell zuckenden Muskelfasern wird nie international erfolgreich sein.

 

Frühzeitige Spezialisierung oder vielseitiges Training

Die Debatte über die frühe Spezialisierung auf eine Sportart im Vergleich zur vielseitigen sportlichen Ausbildung und späteren Spezialisierung ist in der Sportwissenschaft umstritten. Den idealen Zeitpunkt für den Start einer Spezialisierung kann man nicht allgemein bestimmen – schliesslich entwickelt sich jedes Kind anders. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass variabler und vielseitiger Sport in der frühen Kindheit von drei bis zwölf Jahren wichtige Vorteile für die spätere Leistungsfähigkeit bringt. Dadurch wird das Aneignen von vielseitigen Bewegungsmustern gefördert. Die neusten Studien legen sogar nahe, dass erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler, welche bereits im frühesten Kindheitsalter intensiv auf nur eine Sportart gesetzt haben – wie beispielsweise die Williams-Schwestern im Tennis oder Marcel Hirscher im Skifahren – eher die Ausnahme sind. Denn wer sich später spezialisiert, kann bezüglich Trainingsumfang und Intensität noch viel stärker zulegen und hat eine breitere sportliche «Grundausbildung» erfahren. Ausser in klassischen «Frühspezialisierungssportarten» wie beispielsweise Kunstturnen oder Fussball reicht daher eine Fokussierung auf eine Sportart im Alter von zwölf bis 16 Jahren, respektive ist von einer früheren Spezialisierung und Intensivierung in nur einer Sportart sogar abzuraten. Bei gewissen Sportarten wie Rudern oder Triathlon ist es sogar ziemlich normal, sich erst im Alter von 16 bis 20 Jahren zu spezialisieren.

 

So kann eine schrittweise Spezialisierung auf eine Sportart aussehen:

2 – 6 Jahre: Aktiver Start in die Kindheit mit viel Bewegung

6 –14 Jahre: Für vielseitige Grundlagen im Sport sorgen

12 –16 Jahre: Lernen, regelmässig in der ausgewählten Sportart zu trainieren

16 –18 Jahre: Trainingsintensität steigern, um Wettkämpfe auf hohem Niveau zu bestreiten und schliesslich Spitzenresultate zu erzielen

Das professionelle Umfeld

Vielseitige Bewegung in jungen Jahren bietet eine solide Basis im Sport. Dennoch ist es wichtig, den Zeitpunkt der Spezialisierung im mittleren Jugendalter – also zwischen zwölf und 16 Jahren – nicht zu verpassen. Der Übergang in einen professionellen Sportbetrieb muss früh genug erfolgen, um Zugang zu professioneller Unterstützung und einem spezialisierten Netzwerk zu erhalten. Gute Trainerinnen und Trainer, eine professionelle Infrastruktur und Materialien sind leichter verfügbar, wenn man in Vereins-, Regional- oder Nationalmannschaften aktiv ist.

 

Die Rolle der Eltern bei der Karriereplanung

Im Kindes- und Jugendalter, in dem die Grundlagen für eine mögliche Spitzensportkarriere gelegt werden, spielen Eltern eine entscheidende Rolle. Sie übernehmen häufig verschiedene Rollen und agieren zum Beispiel auch als Ernährungsberaterinnen, Sportpsychologen, Chauffeurinnen, Fans und wichtigste Sponsoren. Engagierte Eltern sind daher wichtig für den Erfolg. Der umfassende Support durch die Eltern erfordert jedoch Fingerspitzengefühl und sollte möglichst ohne zu viel Druck erfolgen.
Der Traum einer Spitzensportkarriere

Leidenschaft und Freude entwickeln, fördern und bewahren

Es ist zentral, eine Leidenschaft für die gewählte Sport zu entfachen und sich dem Training hinzugeben. Ohne intrinsische Freude und Begeisterung für den Sport wird es schwer, den steigenden Trainingsanforderungen und Intensitäten in späteren Jahren standzuhalten. Die Trainingseinheiten sollten zu Höhepunkten des Tages werden, Wettkämpfe zur Leidenschaft. Der Weg zum Spitzensportler bzw. zur Spitzensportlerin ist ein Projekt von mindestens zehn Jahren. Wer die Freude am Sport verliert, wird das Ziel kaum erreichen. Der Verlust von Freude und Begeisterung ist – noch weit vor gravierenden Verletzungen – der Hauptgrund für das Aufgeben einer sportlichen Karriere.

 

Auch der Weg kann das Ziel sein

Bei all diesen Limitierungen ist eine akzeptierende Haltung gegenüber möglichen Rückschlägen sowohl für die Athletin oder den Athleten als auch für die Eltern genauso wichtig wie eine sorgfältige Karriereplanung. Ob der Traum von einer Karriere im Spitzensport letztlich Wirklichkeit wird, ist von so vielen Faktoren abhängig, dass eine Prognose kaum möglich ist. Dennoch ist es wichtig, Kinder und Jugendliche bestmöglich zu unterstützen und ihnen – wenn sie daran Freude haben – die notwendigen Grundlagen zu bieten. Eine glanzvolle Karriere à la Michael Jordan oder Martina Hingis muss aber gar nicht das ultimative Ziel sein. Schon wenige Jahre im Bereich Leistungssport, beispielsweise während der Jugendzeit, können das Leben enorm bereichern und nachhaltig positiv prägen.