Intuitives Essen:
Auf die Signale des Körpers hören
Ein Griff in die Chipstüte und der Gluscht ist vorbei – träumen Sie davon, die Lust nach Süssem oder Salzigem mit ein paar Bissen zu besänftigen? Ernährungsberaterin Wina Fontana erzählt Ihnen vom intuitiven Essen.
Kurz und einfach
Dann hat es andere Gründe.
Man muss die Gründe dafür herausfinden.
Bewusstes Essen kann man trainieren.
Intuitives Essen basiert auf dem Prinzip zu essen, wenn man Hunger hat, und aufzuhören, wenn man satt ist. Obschon der Begriff erst in der Mitte des letzten Jahrhunderts aufkam, existiert die Praxis bereits seit geraumer Vorzeit und ist fest in unseren Instinkten verankert. Ein Traum, oder etwa nicht?
Erziehung und Ernährung
Die Erziehung spielt eine grosse Rolle beim Erhalt und bei der Förderung dieser Fähigkeiten. Sätze wie «Wenn du nicht fertig isst, wird das Wetter schlecht» prägen uns sehr früh und können dazu führen, dass Kinder – in der Hoffnung auf Sonnenschein – den Teller über ihren Hunger hinaus leeren. Wird das Essen im Kindes- und Jugendalter auch als Belohnung, Trostpflästerchen oder zur Überbrückung von Langeweile eingesetzt, so vermischen wir die Bedürfnisse nach Nahrung und Zuneigung auch weiterhin. Wir erhalten einen verzerrten Zugang dazu.
Ausgewogene Ernährung muss kein Traum bleiben
Intuitive Ernährung lernen: So funktioniert's!
Beginnen Sie mit einer ehrlichen Selbstreflexion: Mit welchem Verhältnis zur Ernährung sind Sie aufgewachsen? Stillen Sie mit Essen Ihren Hunger oder gibt es andere Auslöser, weswegen Sie essen? Eine simple Frage kann Ihnen helfen herauszufinden, ob Sie wirklich Hunger haben, oder ob ein anderer Grund das Verlangen nach Essen auslöst: «Würde ich jetzt auch eine komplette Mahlzeit essen?» Oder aber auch: «Würde ich jetzt auch einfach einen Apfel essen?» Lautet die Antwort «Ja», handelt es sich wohl wirklich um Hunger. Ein «Nein» lässt auf einen anderen Auslöser schliessen. Falls dieser emotional behaftet ist, hilft es Ihnen längerfristig, den Grund für Ihren Gluscht auf Essen ausfindig zu machen. Dies kann durch Gespräche mit Familie und anderen sozialen Kontakten geschehen, aber auch Meditation und Bewegung können eine wertvolle Hilfe bei der Erkenntnis sein.
Mangelerscheinungen funken dazwischen
Wussten Sie, dass die Lust auf bestimmte Nahrungsmittel auch eine Mangelerscheinung sein könnte? So äussert sich bei manchen Frauen kurz vor oder während der Periode das Bedürfnis, rotes Fleisch zu essen. Dies ist häufig auf einen Eisenmangel zurückzuführen. Die Lust auf Salziges kann wiederum auf einen Natriummangel hinweisen. Die Bedürfnisse des Körpers zu übersetzen, ist allerdings nicht immer ganz einfach. Manchmal ist die Lust auf Süsses oder Salziges auch schlicht und einfach Durst. Versuchen Sie es beim nächsten Schoggi-Heisshunger mit einem grossen Glas Wasser und warten Sie ein paar Minuten. Der Schoggi-Hunger hat sich in dieser Zeit vermutlich schlafengelegt.
Ausgewogen und achtsam
Nehmen Sie sich so oft wie möglich bewusst Zeit für Ihre Mahlzeiten und geniessen Sie diese ausgiebig. Angemessene Portionsgrössen helfen Ihnen dabei, sich nicht zu «überessen». Essen Sie langsam, kauen Sie gut und warten Sie 10 bis 15 Minuten mit dem Nachschöpfen. Unsere Verdauung braucht einige Zeit, um uns zu signalisieren, dass wir satt sind.
Ernähren Sie sich bewusst ausgewogen, indem Sie eine breite Palette von Lebensmittelgruppen in Ihre Ernährung integrieren, darunter Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, mageres Fleisch, Milchprodukte, Eier, Hülsenfrüchte und gesunde Fette. Mit Geduld, Selbstreflexion und einer Prise Lockerheit werden Sie schon bald merken, wie sich Ihre Essgewohnheiten zum Positiven verändern. So bleibt es kein Traum, nach ein paar genussvollen Griffen in die Chipstüte einfach wieder aufzuhören.