Wie Sie am besten Entscheidungen treffen
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie Ihre alltäglichen Entscheidungen genau zustande kommen? Die Psychologie weiss heute viel darüber, welche Faktoren uns bei Entscheidungen beeinflussen und wie wir sie für uns nutzen können.
Kurz und einfach
Für grosse Entscheidungen gibt es hilfreiche Tipps.
Man kann zum Beispiel mit Anderen darüber sprechen.
Aus falschen Entscheidungen kann man auch lernen.
Gemäss einer Erzählung herrschte in Britisch-Indien einst eine Kobra-Plage. Dagegen musste der verantwortliche Gouverneur eine wirksame Massnahme treffen. Er beschloss, für jede abgegebene tote Kobra eine Prämie auszuzahlen. Auf den ersten Blick scheint das ein treffender Plan zu sein. Die nachfolgende Entwicklung zeigte aber: Es war eine schlechte Entscheidung. Die findige Bevölkerung begann nämlich die Kobras zu züchten, um möglichst viele Prämien einzuheimsen. Die Folge: Das Schlangenproblem verschlimmerte sich noch weiter. Dieses Phänomen nennt man den Kobra-Effekt nach dem Ökonom Horst Siebert.
Wenn Sie wach sind, fällen Sie pro Stunde durchschnittlich rund 1’000 Entscheidungen. Natürlich sind das nicht alles so gewichtige Entscheidungen wie die des Gouverneurs und der grösste Teil davon passiert nicht bewusst. Bereits einige hundert Millisekunden vor einer bewussten Entscheidung trifft Ihr Gehirn Vorbereitungen. Diese werden von einem grossen Fundus an unbewusst gespeicherten Informationen beeinflusst. So entsteht das sogenannte Bauchgefühl. Das ist wichtig, um rasch und unkompliziert Entscheidungen fallen zu können. Ansonsten waren wir heillos überfordert mit den zahllosen Möglichkeiten, die uns tagtäglich begegnen. Gerade wenn es eilt, funktioniert das recht zuverlässig – und es ist unerlässlich, denn längeres Überlegen konnte gar gefährlich werden. Haben Sie beispielsweise schon mal versucht, bewusst zu überlegen, welcher Fuss als nächster drankommt, während Sie eine Treppe hinunterrennen?
Hilfe bei grösseren Entscheidungen
- Bringen Sie sich in eine ausgeglichene Stimmungslage. Heftige Gefühle verleiten zu impulsiven Handlungen und verhindern gründliches Nachdenken.
- Machen Sie sich klar, was Ihr Ziel ist: Was wollen Sie erreichen? Welche Bedürfnisse möchten Sie befriedigen?
- Listen Sie alle Optionen auf, die Ihnen einfallen, um dieses Ziel zu erreichen. Reduzieren Sie erst im zweiten Schritt auf Realistisches. So vermindern Sie die Gefahr, in die Gewohnheitsfalle zu tappen.
- Denken Sie die positiven und negativen Folgen jeder Möglichkeit kurzfristig und langfristig durch.
- Achten Sie darauf, ob Sie von Gruppendruck beeinflusst sind. Die Mehrheit hat nicht immer recht.
- Stehen Sie unter Zeitdruck? Verschaffen Sie sich, wann immer möglich, mehr Zeit. Sie brauchen sie, um Ihr Problem aus verschiedenen Perspektiven betrachten zu können. Achten Sie jedoch darauf, dass Sie Ihre Entscheidungen nicht immer vor sich herschieben.
- Besprechen Sie Ihre Überlegungen mit Vertrauenspersonen. Das erweitert den Informationshorizont und Sie profitieren gleichzeitig von anderen Sichtweisen.
- Testen Sie Ihr Bauchgefühl: Markieren Sie dazu beispielsweise Stuhle mit den verschiedenen Optionen. Setzen Sie sich darauf. Stellen Sie sich vor, Sie hatten sich bereits für diese Option entschieden. Beobachten Sie Ihre Gefühls- und Körperreaktion.
Wenn Sie sich für eine Option entscheiden, müssen Sie andere Optionen loslassen, in die Sie vielleicht bereits viel investiert haben. Prüfen Sie, ob Sie das von einer sinnvollen Entscheidung abhält.
Aus Fehlern lernen, um bessere Entscheidungen zu treffen
Was tun, wenn sich die Entscheidung im Nachhinein trotz bewusstem, gründlichem Nachdenken als falsch herausstellt? Dem Gouverneur ist das passiert, weil er eine menschliche Fähigkeit massiv unterschätzt hat: Menschen sind ausgezeichnet darin, sich an neue Gegebenheiten anzupassen und für sich das Beste rauszuholen. Gerade diese Fähigkeit ist es, die nun nach einer Fehlentscheidung helfen kann. Was können Sie aus den Fehlern lernen? Welche nachfolgenden Entscheidungen können den Kurs korrigieren, sodass das angestrebte Ziel dennoch erreicht werden kann? Machen Sie sich klar: Entscheidungen sind selten endgültig.
Entscheiden mit gutem Gefühl
Klingt das alles gut und vernünftig, aber Sie wälzen sich trotzdem des Nachts und können sich nicht festlegen? Sich nicht zu entscheiden, wäre auch eine Option. Möglicherweise entscheidet dann jemand anderes für Sie. Praktischerweise ist es dann auch dessen oder deren Schuld, wenn das Ergebnis nicht stimmig ist. Selbst zu entscheiden – auch wenn die Situation noch so schwierig ist – kann Ihnen jedoch ein stärkendes Gefühl der Selbstwirksamkeit geben. Wenn Sie selbst entschieden haben, können Sie sich über den Erfolg freuen oder aus den eigenen Fehlern für zukünftige Entscheidungen dazulernen.
Übrigens: Ob der glücklose Gouverneur das Kobra-Problem schliesslich in den Griff bekommen hat, ist leider nicht bekannt. Bestimmt hat er aber aus seiner Fehlentscheidung gelernt.