Eine Frau steht im Supermarkt und liest die Etiketten auf den Lebensmittelverpackungen.

Allergien: Wann «Spuren» zur Gefahr werden

«Kann Spuren enthalten» – ein kurzer Satz, den wir auf vielen Lebensmittelverpackungen antreffen. Ist er Ihnen schon einmal aufgefallen? Und wissen Sie, was das genau bedeutet?

   Kurz und einfach

Auf Produkten im Supermarkt stehen viele Hinweise.
Einer davon ist: «Kann Spuren von xy» enthalten.
Das ist wichtig für Personen mit Allergien.
Die Hinweise sollen für Sicherheit sorgen.

Kennen Sie diese Situation? Sie haben zum Essen eingeladen und wissen, dass einer der Gäste eine Allergie hat. Nun stehen Sie im Laden und studieren verzweifelt die Angaben auf der Verpackung. Schnell ist klar: Allergene Zutaten werden optisch hervorgehoben, zum Beispiel durch einen Stern oder fettgedruckte Buchstaben. Doch was machen Sie mit dem Vermerk «Kann Spuren von xy enthalten»? Und warum handelt es sich dabei meist um Zutaten, die gar nicht im Produkt erwartet werden?

 

Allergene: Dem Täter auf der Spur 

Diese Angabe bezieht sich auf Spuren, die während der verschiedenen Stufen des Herstellungsprozesses in die Produkte gelangen können. Dies geschieht vorwiegend bei Produkten mit ähnlichen Verarbeitungsmethoden, für die die gleichen Maschinen verwendet werden. So sind zum Beispiel Haferflocken von Natur aus glutenfrei. Sie werden aber oft in den gleichen Maschinen verarbeitet wie glutenhaltiges Getreide. Natürlich kann man davon ausgehen, dass die Maschinen regelmässig und gründlich gereinigt werden. Doch gerade bei maschinellen Vorgängen besteht immer die Möglichkeit, dass ein Rest Schale oder auch nur ein Partikel zurückbleibt – und das kann besonders für Personen mit Allergien verheerend sein.

 

Kennzeichnung von Allergenen: Das Gesetz und seine Tücken 

Für Betroffene ist es also essenziell, sich auf solche Hinweise verlassen zu können – und das ist gar nicht so einfach. Nach Schweizer Gesetz sind die Hersteller verpflichtet, mögliche Verunreinigungen über einem bestimmten Schwellenwert auf der Verpackung zu deklarieren. Der Hinweis «Kann Spuren von xy enthalten» ist auch dann erlaubt, wenn die Menge des potenziellen Allergens unter dem gesetzlichen Grenzwert liegt. Dieser dient in der Regel weniger dem Schutz der Betroffenen als der rechtlichen Absicherung im Falle einer allergischen Reaktion. So fällt es Konsumentinnen und Konsumenten schwer, abzuschätzen, ob ein Produkt tatsächlich eine relevante Menge des Allergens enthält oder ob der Hinweis lediglich zur rechtlichen Absicherung des Herstellers dient. Dadurch entsteht die paradoxe Situation, dass ein Hinweis, der eigentlich für mehr Sicherheit sorgen soll, in vielen Fällen zusätzliche Verunsicherung schafft. Denn oft meiden Personen mit Allergien das potenzielle Risiko. Die ohnehin eingeschränkte Auswahl an Lebensmitteln wird noch kleiner – und der Alltag noch komplizierter.
«Kann Spuren enthalten»: Allergene in Lebensmitteln

Proaktive Kommunikation: Der entscheidende Hinweis 

Zurück zu unserem Beispiel der bevorstehenden Einladung. Tatsächlich sind viele Allergikerinnen und Allergiker es leid, ihre Situation immer wieder zu erklären – schliesslich sind sie täglich damit konfrontiert. Trauen Sie sich trotzdem, im Vorfeld nachzufragen, worauf Sie beim Einkaufen achten sollen. Auch wenn es mehr Aufwand bedeuten kann: Fragen Sie auch gleich nach, ob Sie bei der Zubereitung auf etwas Besonderes achten müssen. Im Vergleich zu einer Mahlzeit, die nicht gegessen wird, oder gar einer allergischen Reaktion, ist es nur ein kleiner Mehraufwand.

 

Die Aufklärung des Falles 

  • «Kann Spuren enthalten»: Ein wichtiger Hinweis für allergische Personen, dass ein Produkt unbeabsichtigt Spuren eines Allergens enthalten kann.
  • Herausforderung: Oft ist unklar, ob dieser Hinweis eine tatsächliche Gefahr signalisiert oder lediglich der rechtlichen Absicherung dient. Das kann Allergikerinnen und Allergiker verunsichern.
  • Mein Tipp: Sprechen Sie vorab mit betroffenen Personen über ihre Bedürfnisse. So können Sie sicherstellen, dass die Mahlzeit für alle sicher und geniessbar ist. Ein wenig Kommunikation und Vorbereitung kann viel bewirken. 

 

  Tipps: Wie können Sie im Alltag achtsamer mit Allergikerinnen und Allergikern umgehen?

Eine oft unterschätzte Situation ist das Grillfest oder der gemeinsame Picknick-Ausflug. Für viele von uns ist es normal, dieselbe Grillzange für verschiedene Speisen zu verwenden. Aber für Allergikerinnen und Allergiker kann das ein ernsthaftes Problem darstellen. So kann etwa Fisch auf den Grill kommen, und durch das gleiche Besteck könnten Spuren davon auf vegetarische oder andere allergenfreie Speisen gelangen – dies kann bei Personen mit Allergien heftige Reaktionen auslösen. Eine einfache Lösung wäre, für verschiedene Gerichte separate Zangen zu benutzen und darauf zu achten, dass allergenhaltige Speisen klar getrennt werden.

Das Gleiche gilt übrigens auch für das Hotelbuffet: Achten Sie darauf, das Schöpfbesteck wieder dorthin zu legen, wo Sie es genommen haben. Denn sowohl das Schöpfbesteck selbst als auch die benachbarte Speise kann durch unachtsames Verwenden für Personen mit Allergien zur Gefahr werden.

Auch in der Küche in den eigenen vier Wänden lässt sich viel tun, um das Risiko für Allergiker zu minimieren – zum Beispiel durch die gründliche Reinigung von Oberflächen und Utensilien, bevor ein neues Gericht zubereitet wird.

  Kompliziert?

Es geht nicht darum, sich ständig und überall zu informieren, ob Personen mit Allergien anwesend sind. Sie können jedoch proaktiv auf bestimmte Dinge reagieren. Falls Sie über die Anwesenheit einer Person mit einer Allergie informiert werden, können Sie ganz einfach Ihr Verhalten minimal anpassen und so einen Notfall verhindern. Denn kleine Änderungen und ein wenig Achtsamkeit können für Allergikerinnen und Allergiker einen grossen Unterschied machen – und das alles, ohne dass unser Alltag dadurch komplizierter wird.